Rollstuhltanzen – ein Selbstversuch

Fotos: Thilo Schmülgen / Aktion Mensch

Als sich für Anfang des Jahres ein Filmteam angemeldet hatte, um über die Rolli-Gruppe des Rondo zu berichten, war ich natürlich furchtbar neugierig und habe mich daher zu einem Schnuppertraining in der Gruppe angemeldet, die von Katrin Ryborz trainiert wird. So wurde ich endlich von einigen Vorurteilen befreit und kann nur jedem empfehlen: geh hin, probier‘ es aus!

Das Training begann mit lockeren Aufwärmübungen am Platz, und anschließend in Bewegung: hier durften wir mal den Trainings-Rolli ausprobieren. Einmal kräftig beide Räder anstoßen, und sobald der Rolli rollt, mit Drehung des Oberkörpers die Laufrichtung des Rollis verändern. Ich musste mir nun eingestehen, dass es tatsächlich einiger Übung bedarf, um einen Rolli wirklich schwungvoll geradeaus zu starten. Ständig bin ich den anderen „in die Bahn“ gefahren – die dies zum Glück elegant ausgleichen konnten, so dass es keine Kollision gab.

Anschließend haben wir uns mit einer kleinen Discofox-Folge auseinandergesetzt. Im Grundschritt bewegen wir uns aufeinander zu und weg voneinander. So weit so einfach. Über die Verbindung mit einer Hand erfolgt die Kraftübertragung, die den Rolli ins Rollen bringt und stoppt. Über die Haltung steuert der Rollifahrer die Richtung, so dass der Fußgänger keine Angst um seine Füße haben muss. Die anschließende Drehung wollte dann schon geübt werden – wie beim Tanzen zweier Fußgänger reicht es nicht, wenn einer seinen Part kann – beide Partner sind gefordert!

Mit Bewunderung haben wir eine kleine, frisch einstudierte Choreo eines Duo-Paares gesehen, in der verschiedene Elemente und Bewegungsabläufe miteinander vernküpft wurden.

Es geht um Schwung, es geht um Präzision und Schnelligkeit. Und dabei die Herausforderung, dass man ja dank der Rollis ausreichend Abstand und Bewegungsspielraum braucht, um sich nicht ständig zu „verhakeln“…

Katrin ist eine wunderbare und engagierte Trainerin; sie bewegt sich sowohl zu Fuß als auch im Rollstuhl souverän über das Parkett und kann der Gruppe damit aus den verschiedenen Perspektiven zeigen, worauf es ankommt, damit die gemeinsamen Bewegungsabläufe gut verzahnt sind.
Sie berücksichtigt die individuelle Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden, und holt jeden da ab, wo er/sie Potenzial hat.

Ach ja, noch ein Hinweis für Fußgänger: so ein rollender Rolli ist schnell – und man legt schon ordentlich Strecke zurück, wenn man den Schwung nutzen möchte! Fitnesstraining ist damit inklusive 🙂

Fazit: als Fußgänger unter Rolli-Fahrern ist man kein „Hilfsmittel“ für die Rollifahrer, sondern man ist ein Tänzer, der seine Rolle gestalten kann (führend/folgend) und der gemeinsam mit dem Tanzpartner/der Tanzpartnerin die Bewegungen gestaltet.

Es hat wunderbar viel Spaß gemacht – und ich kann nur jedem empfehlen, es auch auszuprobieren, insbesondere denen, die auf Tanzpartnersuche sind!  Hoffentlich bekommt die Gruppe wohlverdienten Zuwachs!